Thomas Schäfer erklärt etwas
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«Wir wollen Volkswagen zum Strahlen bringen.» 

Er leitet neu die Geschicke der Marke Volkswagen weltweit: CEO Thomas Schäfer (52) erklärt im exklusiven Interview, in welchem Bereich er die Boost-Taste drückt, weshalb die Marke wieder mehr auf die Kunden hört und wie ein Tanker auch wendig sein kann.  

Sie sind nun seit dem 1. Juli im Amt. Wie haben Sie die ersten Monate erlebt?

Ein Wegbegleiter hat mir vor meinem Antritt als Volkswagen Chef gesagt: «Thomas, VW ist ein Tanker! Glaub‘ ja nicht, dass Du da schnell etwas bewegen kannst.» Ein Blick auf die nackten Zahlen legt das vielleicht nahe: Unsere Marke hat über 180 000 Beschäftigte, ist in mehr als 150 Märkten vertreten und produziert an über 29 Standorten in 12 Ländern. Ich habe in meinen ersten drei Monaten aber nichts von dieser Schwerfälligkeit erlebt – im Gegenteil. Volkswagen ist superinternational und vielfältig, das macht uns stark. Und wenn ich unterwegs bin in den Regionen und Werkshallen, spüre ich eines ganz deutlich: Da ist ein «Team VW», das wieder ganz nach vorne will, das für die Marke und unsere Kunden brennt und super Ideen hat. Wir wollen die Marke Volkswagen gemeinsam wieder zum Strahlen bringen.   

Thomas Schäfer beim Präsentieren
Thomas Schäfer redet vor laufender Kamera

Es gab auch einige Veränderungen im «Team VW», vor allem im Vorstand.

Ja, wir haben den Vorstand frisch aufgestellt, fünf von acht Positionen sind neu besetzt. Mit Imelda Labbé haben wir erstmals auch eine starke Managerin im Team. Im zusätzlich geschaffenen Ressort «New Mobility» bündeln wir zudem die E-Baureihen und Software-Kompetenz und wollen bei diesen beiden grossen Zukunftsthemen noch schneller werden. Miteinander reden, schnell entscheiden und dann einfach machen! So sind wir in den vergangenen Monaten im «Team VW» vorangekommen. Und zwar deutlich zügiger als ich es erwartet hatte.

Ein erstes Resultat ist der neue «Vorstandsausschuss Kunden». Was hat es damit auf sich?

Mir ist wichtig: Unseren Kunden sehr genau zuhören – und dann handeln! In diesem Top-Gremium diskutieren wir ganz konkrete Kundenwünsche und bringen sie dann schnell in die Umsetzung. So zum Beispiel das Tastenlenkrad, das wir wieder einführen werden – Stichwort intuitives Bedienerlebnis. Den Anfang machen dabei der neue Passat und der neue Tiguan im kommenden Jahr. Auch der ID.3-Community haben wir ganz genau zugehört und ziehen die grosse Überarbeitung unseres ersten MEB-Modells auf 2023 vor: Der neue ID.3 macht einen spür- und sichtbaren Sprung bei Qualitätsanmutung, Materialien und Systemstabilität. Das ist wichtig, denn ein Volkswagen muss immer die Standards im Volumensegment setzen.

Unsere Autos sollen die Standards im Volumensegment setzen.
Thomas Schäfer
CEO Volkswagen

Das Produktportfolio von Volkswagen ist in den letzten Jahren stetig angewachsen. Geht das unter Ihnen so weiter? Und wird es auch weiterhin Modelle wie den Golf geben?

Wir machen in Zukunft weniger Modelle, die dafür aber richtig gut. 100 Prozent VW bei Qualität, Werthaltigkeit, Innovationen für alle! Dabei bleiben unsere Kernmodelle wie Golf, Tiguan, T-Roc und Passat auch in der Transformationsphase wichtige Eckpfeiler des VW Produktportfolios. Was den Golf angeht: Er wird als Verbrenner und mit Hybridantrieb noch lange Zeit in unserem Programm bleiben. Und auch danach werden wir eine Ikone wie den Golf sicher nicht sterben lassen.

Bis 2026 bringen wir zehn neue E-Modelle auf den Markt – vom Einstiegs-Elektroauto ID.2 bis zum neuen Flaggschiff ID. Aero.
Thomas Schäfer
CEO Volkswagen

Wie sehen Ihre Pläne für die E-Mobilitäts-Offensive aus?

Da drücken wir jetzt die «Extra-Boost»-Taste und beschleunigen die Elektrifizierung nochmals. Bis 2026 bringen wir zehn neue E-Modelle auf den Markt. Unsere Marke wird damit das breiteste E-Portfolio in der Automobilindustrie anbieten: Vom Einstiegs-Stromer ID.2 mit einem Zielpreis von unter 25 000 Euro über den ID. Buzz bis zum neuen Flaggschiff ID. Aero haben wir dann in jedem relevanten Segment das passende Angebot. Volkswagen war mit dem MEB, unserem Modularen Elektrifizierungs-Baukasten, der Pionier unter den klassischen Autoherstellern. Dieses technologische Rückgrat unserer E-Autos ist leistungsstark, variabel und bietet weiterhin viel Potenzial. Technisch werden wir nochmal deutlich nachlegen, zum Beispiel bei der Reichweite und der Performance.

Und wann läuft das letzte Auto mit Verbrennungsmotor vom Band?

Ab spätestens 2033 wird Volkswagen in Europa nur noch Elektroautos bauen. Allein in Wolfsburg investieren wir bis Ende nächsten Jahres 460 Millionen Euro und machen damit unser Stammwerk MEB-ready. Weltweit bleiben wir mit unserer robusten Doppelstrategie flexibel und bieten sowohl die modernsten Verbrenner- wie auch E-Modelle – wir liefern, was Kunden und Märkte wollen.

Thomas Schäfer antwortet auf die Interview Fragen
VW muss wieder zur Love Brand werden – eine freundliche Marke, die man mag.
Thomas Schäfer
CEO Volkswagen

Als eine Ihrer ersten Amtshandlungen als neuer Markenchef haben Sie die Volkswagen Classic Tour ins Leben gerufen, bei der 400 VW Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren 200 Oldtimern teilgenommen haben. Wie ist die Premiere rund um Wolfsburg gelaufen?

Unsere Marke ist superemotional und hat unheimlich viel Kraft. Das haben wir mit der ersten Auflage unserer Mitarbeiter-Rallye eindrucksvoll gezeigt. Sie war ein echtes Highlight, auch für mich persönlich. Die Menschen haben ein Lächeln im Gesicht und zücken ihr Smartphone, wenn sie einen Käfer, Bulli oder Golf I GTI sehen. Diese Heritage ist für uns ein echtes Pfund. Und genau daran wollen wir wieder anknüpfen. Intern habe ich meinem Team gesagt: «VW muss wieder zur Love Brand werden!» – eine freundliche Marke, die man mag. Die Marke, die nah bei den Menschen ist. Die zuhört und genau das bietet, was unsere Kunden wollen. Auch und gerade im elektrischen und digitalen Mobilitätszeitalter. Das motiviert mich.

Persönlich

Thomas Schäfer (52) stammt aus Marburg (D) und verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der internationalen Automobilindustrie. Seine Laufbahn begann er 1994 nach Abschluss eines Maschinenbau-Studiums bei der Daimler AG in Stuttgart. Dort war er in verschiedenen leitenden Funktionen tätig. 2012 trat er in den Volkswagen Konzern ein und leitete die Konzern Produktion Ausland. Drei Jahre später folgte der Wechsel nach Südafrika als Chairman und Managing Director der Volkswagen Group South Africa. Im August 2020 wurde Schäfer zum Vorstandsvorsitzenden von Škoda Auto berufen. Seit 1. Juli 2022 ist er Mitglied des Konzernvorstands, CEO der Marke Volkswagen Pkw und Leiter der Markengruppe Volumen.

Portrait Aufnahme von Thomas Schäfer

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