Thomas Schäfer schaut an der Kamera vorbei
Lifestyle

Volkswagen CEO Thomas Schäfer – Ein Chef fürs Volk

Teamplayer, Macher, Weltbürger: Bei einem Treffen in Südfrankreich zeigt sich CEO Thomas Schäfer als nahbarer Botschafter für Volkswagen. Seine Philosophie: Genau hinhören, was die Menschen von der Marke erwarten – und Autos auf die Strasse bringen, die wieder zu 100 Prozent die Volkswagen DNA tragen. Dass er dabei die Dinge gern direkt beim Namen nennt, gehört bei ihm dazu.

Text Lukas Rüttimann
Fotos Volkswagen

Ein Chef zum Anfassen sei er, sagte Thomas Schäfer bei seinem Amtsantritt als neuer CEO von Volkswagen im Sommer 2022. Dass das keine leere Phrase ist, zeigte sich bei einer Presseveranstaltung im vergangenen Herbst. Ohne grosses Tamtam setzte sich der CEO von weltweit rund 200’000 Mitarbeitenden zu einer Gruppe von Journalisten. Dabei wurde schnell klar: Der Mann hat Sinn für klare Verhältnisse – und Humor. «Ihr nehmt das auf?», fragte er und deutete auf die Diktiergeräte. Dann nickte er: «Ist ok für mich. Aber nicht, dass ihr jedes Wort auf die Goldwaage legt. Wir wollen das Essen schliesslich geniessen.»

Die Wichtigkeit der Volkswagen Gene

Schäfer ist nahbar und bodenständig. Und damit der perfekte Chef für eine Marke, die das «Volks» im Namen trägt. Der neuste Wurf, der ID.7, noch vor seiner Zeit entwickelt und konzipiert, ist eher im oberen Fahrzeugsegment angesiedelt. Die komfortable E-Limousine hatten die Medienleute tags zuvor auf den Strassen in und um Marseille testen können. Schäfer betonte bei der Präsentation die Bedeutung des Modells als Ergänzung zum E-Portfolio von Volkswagen. Mit einer Reichweite von bis zu 700 Kilometern sei der ID.7 ein vielversprechendes Fahrzeug für private Käufer und Flottenkunden: «Der ID.7 ist ein wichtiges Auto für uns, denn er rundet unser Elektro-Portfolio nach oben ab. Er passt für Familien, hat viel Platz und ist eine superkomfortable Reiselimousine für Menschen, die viel unterwegs sind», sagt der CEO.

Der ID.7 fährt auf einer Strasse
Thomas Schäfer steht neben dem ID.2 all

Dass ein solches Auto nicht für alle im Budget liegt, versteht sich von selbst. Im Gespräch mit den Journalisten skizzierte Schäfer eine Zukunft, in der Elektroautos von Volkswagen erschwinglicher werden. 2026 wird ein elektrischer Volkswagen für unter 25’000 Euro auf die Strasse rollen, im vergangenen Jahr vorgestellt als Studie ID. 2all. Ein E-Modell für rund 20’000 Euro sei das nächste grosse Ziel. Doch diese Herausforderung könne nur mit hohen Stückzahlen und neuen Produktionsmethoden erreicht werden. Trotz niedrigem Preis sei es entscheidend, dass das Fahrzeug die charakteristischen Merkmale von Volkswagen trage. «Jedes Modell muss zu 100 Prozent die VW Gene aufweisen, trotz günstigem Preis», machte der CEO klar. «Das ist superwichtig, um mit der Elektromobilität wirklich in die Breite zu kommen.»

Thomas Schäfer steht neben dem ID. GTI Concept
Thomas Schäfer, CEO Volkswagen, posiert neben dem ID. GTI Concept. «Jedes Modell muss zu 100 Prozent die VW Gene tragen.»

Fokus auf die Kernmodelle

Schäfers Anspruch lautet: 100% Volkswagen – bei «klassischen» VW Tugenden und in den neuen Disziplinen. Das heisst, Top-Niveau bei Qualität, Materialien und Wertigkeit. Aber auch ganz vorne zu sein bei Batterie, Effizienz, Software und digitalen Features, eine einfache, intuitive Bedienung dank grossen Displays, Knöpfen, klarer Menüstruktur sowie State-of-the-Art-Sprachassistenz hat sich Volkswagen auf die Fahnen geschrieben – und als erster Hersteller im Volumensegment ChatGPT ins Auto geholt. Auch mit der neuen VW Designsprache mit den Attributen «stable», «likekable» und «exciting», die erstmals im Showcar ID. 2all sichtbar wurde, kehrt die Marke zu alter Klarheit zurück.

Volkswagen werde sich in Zukunft stärker auf Kernmodelle konzentrieren, die hohe Stückzahlen versprechen. «Wir fokussieren uns auf wichtige Modelle, und die machen wir richtig gut für unsere Kundschaft.» Eine verstärkte Regionalisierung soll die unterschiedlichen Bedürfnisse in verschiedenen Märkten besser erfüllen. «Früher haben wir ein Auto in Deutschland entwickelt – und das hat dann die ganze Welt bekommen. Diese Zeiten sind vorbei», so Schäfer. Südamerika etwa habe dank Ethanol andere Möglichkeiten zur Dekarbonisierung als der Rest der Welt. «Also ermöglichen wir dem Team dort für die Zukunft eine Kombinationsmöglichkeit aus Ethanol und Elektrifizierung.»

Modernes VW Interieur
ID. Sitze in einem neuen VW Modell
Thomas Schäfer schaut in die Kamera

In der Welt herumgekommen

Seine differenzierte Sicht auf die Welt kommt nicht von ungefähr. Schäfer hat in seiner Karriere viele Stationen in Europa, Asien, den USA und Afrika durchlaufen und dabei regionale Eigenheiten selbst und vor Ort erfahren können. Vielfalt ist dem Hessen sehr wichtig. Seine Laufbahn begann er nach Abschluss eines Maschinenbaustudiums 1994 in Stuttgart. Bei der Daimler AG war Schäfer in verschiedenen leitenden Funktionen tätig, bevor er 2012 in den Volkswagen Konzern eintrat und die Konzern Produktion Ausland leitete. Drei Jahre später folgte der Wechsel nach Südafrika als Chairman und Managing Director der Volkswagen Group South Africa.

An Südafrika hat Schäfer viele gute Erinnerungen. Wenn er von dem Land spricht, kommt er ins Schwärmen. Natur und Menschen haben es ihm angetan. Nicht zuletzt die Leidenschaft der Südafrikanerinnen und Südafrikaner für opulente BBQs. Am Kap werde noch mit echtem Hartholz Feuer gemacht, und die Qualität des Fleischs sei mit europäischen Standards nicht zu vergleichen: «Fantastisch, das muss man mal erlebt haben.»

Schäfer stammt aus Metzgerfamilie

Beim Thema Fleisch gibt es für ihn ohnehin keine zwei Meinungen. Deshalb gehen beim Manager auch kurzzeitig die Augenbrauen hoch, als das Servicepersonal andeutet, das Fleisch sei aus. «Was, kein Beef mehr? Jetzt haben wir ein Problem …», scherzt er mit seinen Mitarbeitenden. Glücklicherweise kommt die nächste Platte Fleisch dann doch, und der CEO greift noch einmal beherzt zu. Die Vorliebe für Fleisch kommt nicht von ungefähr. Thomas Schäfer stammt aus einer Metzgerfamilie in Marburg. Er weiss, wie das Fleisch auf den Teller kommt, und er hat die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen eines Kleinbetriebs hautnah miterlebt. Im Gegensatz zu einem seiner Brüder habe er aber keine Ambition verspürt, die Metzgerei vom Vater zu übernehmen. «Mich hat immer mehr interessiert, wie Dinge funktionieren. Wie stellt man etwas her? Solche Fragen haben mich immer schon fasziniert. Schon als Kind bei der Sendung mit der Maus», sagt er lachend.

Konkurrenz spornt Volkswagen an

Deshalb studierte der heute 53-Jährige Maschinenbau und stieg danach bei Daimler ein, bevor er 2012 zu Volkswagen kam. Im August 2020 wurde Schäfer Vorstandsvorsitzender von Škoda. Seit Juli 2022 ist er CEO der Marke Volkswagen Pkw und Leiter der Markengruppe Core, zu der auch Škoda, SEAT/CUPRA und Volkswagen Nutzfahrzeuge gehören.

Jobs in Deutschland, Tschechien und Südafrika, Wohnsitz in Irland – Thomas Schäfer ist weit in der Welt herumgekommen. Das hat bei ihm das Gespür für die globalen Herausforderungen einer Weltmarke wie Volkswagen geschärft. Die Konkurrenz durch chinesische Hersteller und Tesla etwa sporne Volkswagen an, besser zu werden, sagt er. Partnerschaften wie jene mit Xpeng in China sollen dabei helfen, lokale Bedürfnisse besser zu bedienen und das Entwicklungstempo deutlich zu erhöhen.

Thomas Schäfer sitzt auf einer Treppe und schaut in eine Kamera

«Schneller und besser sein»

«Wettbewerb ist gut, der macht uns alle besser», zeigt sich Schäfer überzeugt. Tesla habe eine neue Denkweise in die Autoindustrie gebracht, und die chinesischen Hersteller versuchten, mit Macht nach Europa zu drängen. «Da müssen wir einfach schneller und besser sein», zeigt sich der VW Chef entschlossen. Angesichts einer gedrosselten Produktion aufgrund vorübergehend sinkender Nachfrage betont Schäfer zudem die Notwendigkeit, flexibler zu agieren. In einer solchen Situation könne man entweder weiter voll produzieren und die Autos mit starken Nachlässen in den Markt drücken – oder man passe die Produktion flexibel der Nachfrage an. «Das ist für mich der deutlich sinnvollere Weg», findet Schäfer.

Thomas Schäfer steht vor einer grauen Wand und schaut in die Kamera

Steht auf Schweizer Marke

Gedanken wie diese spielt der CEO gern beim morgendlichen Laufen durch. Noch vor Sonnenaufgang geht es für ihn los. «Jeden Morgen um fünf Uhr früh zehn Kilometer – das ist meine Zeit, da kann ich meinen Kopf durchlüften», sagt er. Seine Strecken absolviert er unter anderem mit Schuhen der Schweizer Laufsportmarke On.

Er möge das Design, lobt der Deutsche die Marke aus der Schweiz. Ist On für ihn gar so etwas wie ein «Love Brand» geworden? «Ich mag die Produkte. Aber so weit wollen wir dann doch nicht gehen», sagt er. Schmunzelnd fügt er hinzu, dass er die Anspielung aber durchaus verstehe. Denn: Wieder zum echten «Love Brand» zu werden, «das haben wir uns bei Volkswagen aufs Banner geschrieben – und dieses Ziel verfolgen wir als Team mit vollster Leidenschaft». Man nimmt es ihm ab, dem Chef zum Anfassen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Sitz mit GTX Logo auf der Lehne

Neue Topmodelle für ID.3, ID.7 und ID. Buzz – Die GTX-Offensive

Zwei Handwerker bringen Solarpannels auf dem Dach der Yakin Arena an

Photovoltaikanlage von Helion – Sonnenpower für die Fussballhalle

Das könnte Sie auch interessieren: