Felix Schell steht deben dem ID.5
Nachhaltigkeit

Das Design des ID.5 im Check – «Die Kanten sind noch da»

24. Januar 2022

Mit dem ID.5 hat Volkswagen das erste vollelektrische SUV-Coupé im Programm. Exterieur-Designer Felix Schell erklärt, weshalb das Gestalten von E-Autos komplett neue Anforderungen stellt und auf welche Elemente er beim ID.5 besonders stolz ist.

Text Stefan Fritschi  Fotos Dominique Zahnd

Stefan Fritschi ist Redaktor der Fachzeitschrift «auto-illustrierte». Vor seiner journalistischen Laufbahn arbeitete er von 1990 bis 2009 als Designer bei Volkswagen.

Alle Verbrauchsangaben des Fahrzeugs gelten zum Zeitpunkt der Publikation vom 25.01.2022

Felix Schell über …
… die Designherausforderungen bei E-Autos

Generell ist das Layout eines Elektrofahrzeugs ganz anders als beim Verbrenner. Wir haben keinen grossen Motor, der eine hohe Motorhaube oder einen langen Überhang vorn erzeugt. Durch die Batterien zwischen den Rädern wird es zwar höher, aber der Radstand und die Kabine sind entsprechend länger. Auch die grossen Räder machen die Proportionen noch knackiger. Das ist doch genau das, was wir als Designstudenten immer gezeichnet haben – unser Traumwagen quasi. Aber die Ingenieure schüttelten seinerzeit den Kopf. Heute ist das alles möglich.

Felix Schell steht neben den ID.5 GTX und erklärt das Heck-Design
Felix Schell steht neben den ID.5 GTX und erklärt das Design beim Kühlergrill

… den fehlenden Kühlergrill

Viele Dinge mussten wir hinterfragen und neu lernen, als wir die Architektur auf elektrisch umgestellt haben. Lufteinlässe brauchen wir kaum noch, weil es keine Radiatoren oder Ladeluftkühler mehr gibt. Einzig eine Kühlung für die Batterien ist noch notwendig. Wir sind also «back to the roots» gegangen, wie einst beim Käfer. Uns fehlt bei der Gestaltung aber nichts. Volkswagen funktioniert mit und ohne Kühlergrill sehr gut. Das Gesamtkonzept ergibt ein schnell wiedererkennbares Markengesicht.

… Motorhauben, unter denen kein Motor mehr steckt

Die Front ist nun viel aufrechter gestaltet. Die Haube wird nicht mehr ganz bis nach vorn gezogen, sondern endet in einer Kunststoffnase. Zudem ist sie viel kleiner, weil kein Mechaniker mehr ranmuss, um beispielsweise Zündkerzen zu wechseln. Das verschafft uns viele neue Freiheiten, die wir natürlich nutzen, um beispielsweise Ecken anders zu gestalten. Es gibt keine Stufen, keine hervorstehenden Stossfänger oder Ähnliches. Alles ist sauber, clean und modern.

Uns fehlt bei der Gestaltung nichts. Das Volkswagen Design funktioniert mit und ohne Kühlergrill sehr gut.
Felix Schell

… die neue Optik der Dachpartie

Die Kabine ist komplett neu durchdacht. Der Paradigmenwechsel im Antrieb führt auch hier zu einem anderen Erscheinungsbild. Man betrachte nur mal, wie die A-Säule in den Kotflügel gesteckt wird, sogar in Kontrastfarbe. Das ist völlig anders gelöst als früher, als die Säulen ohne Unterbruch flüssig einlaufen mussten. Aussergewöhnlich beim ID.5 ist zudem die «schnelle» Coupé-Dachlinie. 

… die dynamische Ausstrahlung

Die Autos dürfen nicht aggressiv sein. Das passt nicht zu unserer Marke. Wir wollen den Menschen in den Vordergrund stellen, und zwar nicht nur den Fahrer, sondern auch die Menschen, die dem ID.5 begegnen. Das Auto soll aber trotzdem selbstbewusst und fokussiert in die Welt blicken. Die Scheinwerferoberkanten sind nach aussen angehoben, die Tagfahrlichtsignatur wirkt wie eine Augenbraue. In der Mitte sitzen die «Augen», die nicht verträumt, sondern bestimmt auf die Strasse blicken und eine gewisse Dynamik ausstrahlen. Zum Asphaltfresser wird der ID.5 dadurch aber nicht.

Der ID.5 wurde entscheidend vom Wind mitgeformt.
Felix Schell

… die reduzierten Kanten

Die Kanten sind immer noch da. Aber das Design musste den neuen Herausforderungen gerecht werden. Es soll zwar maskulin und muskulös sein. Wir haben jedoch ein wesentlich fliessenderes, sinnlicheres und weniger technoides Gesamtbild angestrebt. Die Übergänge sind angeformt, die Flächen sanft überwölbt, die Radhäuser weich in die Karosserie eingebettet. Das alles hat auch handfeste aerodynamische Gründe. Genauso wie die zahlreichen scharfen Abrisskanten im Heckbereich. Der ID.5 wurde also entscheidend vom Wind mitgeformt. Das Resultat ist ein tiefer cW-Wert von 0,26.

Felix Schell steht neben den ID.5 GTX und erklärt das Design vom integrierten Heckspoiler

… sein Lieblingselement beim ID.5

Mir gefällt der in die Karosserie integrierte Heckspoiler extrem gut. Früher, beispielsweise beim Scirocco II, wirkten solche Spoiler auf der Heckscheibe immer irgendwie aufgesetzt. Beim ID.5 ist er dagegen voll in die Gesamtform integriert. In der Seitenansicht ist der Spoiler nicht erkennbar, er ist kein aerodynamisches Hilfsmittel, sondern integrativer Teil des Gesamtkonzepts. Und darauf bin ich stolz.

Elegant wie ein Coupé, stark wie ein SUV

Der ID.5 ist das aktuelle Spitzenmodell der vollelektrischen ID. Familie. Er vereint die Kraft und den Praxisnutzen eines SUVs mit der Eleganz eines Coupés. Zum Verkaufsstart sind die Versionen Pro (128 kW / 174 PS), Pro Performance (150 kW / 204 PS) sowie der allradgetriebene GTX (220 kW / 299 PS) erhältlich. Alle drei verfügen über die Batterie mit 77 kWh Energiegehalt, die für eine maximale Reichweite von bis zu 520 Kilometern (gemäss WLTP) sorgt. Das E-SUV-Coupé ist mit der aktuellen ID. Software 3.0 ausgestattet, erhält regelmässige Over-the-Air-Updates und lädt mit bis zu 135 kW (GTX bis zu 150 kW). Wie alle bisherigen ID. Modelle wird der ID.5 in Zwickau gefertigt und den Kunden CO2-neutral übergeben.

Der ID.5 im Halbprofil ist vor einer Garage parkiert
VW ID.5 GTX, 299 PS, 21,0 kWh/100 km, 0 g CO2/km, Kat. A

Das könnte Sie auch interessieren:

Stefanie Bürge sitzt im ID.3 hinter dem Steuer und schaut aus dem offenen Fenster

Der ID.3 als Flottenfahrzeug

Franziska Killiches

Franziska Killiches, Expertin für nachhaltige Rohstoffe bei Volkswagen:
«Ich versuche, Licht ins Dunkel  zu bringen»

Das könnte Sie auch interessieren: